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"Das ist ja wie ein Abenteuer!"

Das Zitat in der Überschrift stammt von einem Kind aus der Kindertagesstätte der Evangelischen Paulusgemeinde. Die pädagogischen Fachkräfte Julia Weingarten und Mario Trietsch beschreiben die täglichen Herausforderungen in Zeiten des "Lockdowns".

Seit dem 1. November 2020 traf der zweite Lockdown auch unsere Kindertagesstätte. Die Aufregung war groß. Viele Abläufe mussten innerhalb kürzester Zeit erneut den Pandemiebedingungen angepasst werden. Es wurden feste Kindergruppen gebildet, das Außengelände in vier Parzellen eingeteilt, der Tagesablauf neu strukturiert und die Hygienestandards wurden angepasst: Räume regelmäßig lüften, Maske tragen sowie regelmäßiges Händewaschen und Abstand halten ist als Selbstverständlichkeit in den Alltag eingezogen.

Durch unsere kreative und hilfsbereite Elternschaft ist es uns möglich, das Außengelände auch bei widrigen Witterungsbedingungen zu nutzen. Mit viel Engagement und zahlreichen Spenden der Eltern wurden ein großes Zelt und ein Ponyhof realisiert. An dieser Stelle sei von allen Kindern und dem Team der Kita nochmals ein herzliches Dankeschön ausgesprochen!

Da die Infektionszahlen weiterhin rasant anstiegen, wurden die Lockdown-Maßnahmen am 16. Dezember 2020 nochmals von Seiten der Regierung verschärft.

Welche Konsequenzen hat das für die Kinder, die Eltern und die Fachkräfte?

Organisatorisch mussten wir die Gruppenkonstellationen neu überdenken und zusammenstellen. Viele Kinder waren nun in der Situation, sich innerhalb ihrer neuen Gruppe mit ganz anderen Kindern und auch anderen Bezugserzieher*innen auseinanderzusetzen. Innerhalb der Kita dürfen sich die Kinder aus den neuen Gruppen untereinander nicht mischen. Für viele Kinder bedeutet das auch einen vorübergehenden Wechsel ihres gewohnten Garderobenfachs. Aktuell ist es den Kindern nicht möglich, frei zu entscheiden, welchen Gruppenraum sie aufsuchen möchten.

Das Spielzeugangebot in den Gruppen wurde reduziert. Die Offenheit beim Frühstück, beim Mittagessen und während des Imbisses muss leider während des Lockdowns ausgesetzt werden. Zurzeit essen die Kinder in ihren festen Gruppen. Elterngespräche finden in abgeschirmten Arealen bzw. im Freien oder telefonisch statt. Zur Transparenz unserer Arbeit für die Eltern stellen die Fachkräfte die derzeitige Arbeit in den Gruppen mithilfe von Plakaten dar. Hierbei geben sie, anhand von einigen aussagekräftigen Bildern und kurzen Beschreibungen, Informationen an die Eltern weiter. Gerade in der vorweihnachtlichen Zeit mussten wir improvisieren, um eine schöne Stimmung herzustellen, auch ohne Gesang. Zum ersten Mal war der Nikolaus verhindert, persönlich die Päckchen an die Kinder zu übergeben. Auch war es bedauerlich, den Weihnachtsgottesdienst nicht vorbereiten und gemeinsam feiern zu können.

Sehr schade für uns Mitarbeiter ist, dass wir einige unserer Bezugskinder kaum noch im Alltag erleben können. Ein regelmäßiger Austausch im Mitarbeitergespräch über Entwicklungsschritte der Kinder ist uns gerade deshalb sehr wichtig. Der Flur, als zentraler Ort der Kita zum An- und Abholen, als Treffpunkt und Raum zum Spielen ist zurzeit sehr still und leer. Er ist zum Durchgangsraum geworden, der schnell durchschritten und verlassen werden muss, um ein Durchmischen der Gruppen zu verhindern. Auch das Bad, als beliebter Aufenthaltsort, steht so nicht mehr zur Verfügung. Das Händewaschen muss hellwach, den Regeln entsprechend und zielgerichtet durchgeführt werden - die Zeit zum Wasserspiel und träumen ist vorbei. Die Koordinierung verschiedenster Aktivitäten, wie z.B. das Händewaschen der einzelnen Gruppen vor den Mahlzeiten, das An- und Auskleiden vor und nach dem Rausgehen, Toilettengänge der Kinder, in die für ihre Gruppe vorgesehene Gruppe zu überwachen - ebenso das Händewaschen danach, Kontaktaufnahme zu vor der Tür wartenden Eltern und allgemeine Desinfektions- und Reinigungsmaßnahmen in Bad und Flur ist eine große Herausforderung, immer mit der Sorge, nicht zur Verbreitung des Corona Virus beizutragen.

Viele Eltern haben sich dazu entschieden, derzeit ihre Kinder nicht mehr in die Einrichtung zu bringen. Für die verbleibenden Kinder ist das eine ganz neue Erfahrung und gleicht einem spannenden Abenteuer.

Wir alle wünschen uns, dass ein offener und gutgelebter Alltag in naher Zukunft wieder möglich sein wird.

Julia Weingarten und Mario Trietsch für das Team der Kindertagesstätte der Evangelischen Paulusgemeinde


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